Aktienanlage: Wie begrenze ich das Risiko?

Anleger
30. Mai 2018

Vor der Investition in Aktien sollten Anleger über die Ziele und Risikoneigung im Klaren sein. Wichtige Voraussetzungen  für erfolgreiches Investieren sind eine langfristige Strategie mit ausreichender Liquidität, eine breite Diversifikation und der Wille zur konsequenten Verlustbegrenzung.

Der Ungar André Kostolany war einer der bekanntesten Börsianer des 20. Jahrhunderts. Seine Bonmots zur Börse und zur Geldanlage haben ihn überlebt: „Wer viel Geld hat, darf spekulieren. Wer wenig Geld hat, muss spekulieren“, war eines der bekanntesten. Diese Grundregel jedoch taugt nur für extrem nervenstarke Naturen mit Spielermentalität –so wie der legendäre Ungar. Wer an der Börse dagegen schrittweise sein Geld mehren und nicht um den Schlaf gebracht werden möchte, sollte andere Grundregeln beherzigen und die Risiken begrenzen.

Ausreichende Liquidität und Langfristigkeit

Aktien kann man anders als Immobilien jeden Tag an der Börse verkaufen und damit über sein Geld verfügen. Das bedeutet: Liquidität ist im Prinzip immer ausreichend gegeben. Allerdings gilt dies nur, wenn man bereit ist, Verluste zu realisieren. Denn Aktienkurse schwanken mitunter sehr stark. In den letzten Jahren dauerten Phasen mit sinkenden Kursen zwar meist nur einige Monate an. Das war aber auch schon deutlich anders. Beim Kauf zum „falschen“ Zeitpunkt (etwa zur Jahrtausendwende oder kurz vor dem Ausbruch der Finanzkrise) brauchte es mitunter mehrere Jahre, bis der Einstandskurs wieder erreicht war.

Zwischenzeitliche Verkäufe waren mit erheblichen Verlusten verbunden. Deshalb sollten Aktienkäufe nur mit Kapital erfolgen, das langfristig entbehrt werden kann. Über längere Zeiträume nämlich haben sich die Märkte immer positiv entwickelt. Das DAX Renditedreieck des Deutschen Aktieninstituts zeigt: Wer sein Geld mindestens 12 Jahre im DAX anlegte, erzielte immer eine positive Rendite. Die durchschnittliche Rendite über die 50 Jahre von 1966 bis 2015 betrug sogar 8,3 Prozent p.a.

Ein effektives Mittel zur Risikoreduzierung ist auch die Investition per Sparplan. Da­bei wer­den mo­nat­lich oder in längeren Abständen  kleinere Beträge (ab 25 Euro) in ei­nen Fonds oder ETF in­ves­tiert. Die Sparbeträge wer­den direkt in An­tei­le um­ge­rech­net. Bei hö­he­ren Kursen gibt es für die Spar­rate we­ni­ger An­tei­le, bei niedrigeren Kur­sen ent­spre­chend mehr An­tei­le. Bei kon­stan­ten Zahlungen sammeln Anleger durch den sogenannten Durchschnittskosteneffekt mehr An­tei­le ein. Wer mit dem Ver­kauf sei­nes Depots auf einen Zeitpunkt mit hohen Kursen war­tet, er­wirt­schaf­tet über­durch­schnitt­li­che Ge­win­ne. 

Diversifizierung ist Trumpf

Deutsche Anleger investieren einen Großteil ihres Vermögens in deutsche Aktien. Diese Strategie hat sich in den vergangenen zehn Jahren bewährt. Denn der deutsche Aktienmarkt profitierte von der überdurchschnittlichen  Wirtschaftsentwicklung. Allerdings konnten Anleger mit deutschen Aktien trotz einer guten Wertentwicklung des DAX auch Verluste einfahren – etwa wenn sie auf Bank- und Versorgeraktien setzten. Grundsätzlich gilt deshalb für Börsianer der Leitspruch: „Lege nie alle Eier in ein Nest“. Diversifikation ist eine der wichtigsten Grundregeln, um die Anlagerisiken zu reduzieren. Das gilt für Einzelwerte, von denen Anleger mindestens rund die zehn im Depot halten sollten.

Das gilt aber auch für die regionale Aufteilung. Deutsche Werte machen nicht einmal vier Prozent am MSCI World Index aus, US-Aktien fast 60 Prozent. Und in anderen Zeitperioden war es gerade der deutsche Markt, der hinter dem US–amerikanischen oder dem asiatischen Markt anderen zurückblieb. Deshalb ist es zur Risikobegrenzung wichtig, in unterschiedlichen Märkten präsent zu sein. Anleger können auch in fernere Regionen über Einzelwerte investieren. Je unbekannter der Markt ist, umso empfehlenswerter ist aber eine breite Abdeckung über Investmentfonds oder ETF-Indexfonds.

Verluste begrenzen – Gewinne laufen lassen

Erst 50 Prozent verlieren und dann 50 Prozent gewinnen: Das ist kein Nullsummenspiel, sondern macht bei der Aktienanlage netto 25 Prozent Verlust. Die Begrenzung der Verluste ist deshalb wichtiger als das letzte Prozent Gewinn. Mit einer Stopp-Loss-Strategie können Anleger schwere Verlust vermeiden. Per Stopp-Loss-Order geben sie den Auftrag zum Verkauf einer Aktie, wenn der Kurs unter eine zuvor festgelegte Marke rutscht. Die Order wird sofort zum nächsten Kurs ausgeführt. Der Verkaufskurs liegt meist um die Stopp-Loss-Marke.

Wer Verluste nur schwer ertragen kann, setzt engere Marken als risikobereite Anleger. Selbst diese sollten allerdings nicht mehr als 20 Prozent Verlust bei einer einzelnen Aktienposition akzeptieren. Mithilfe von sogenannten Trailing Stop-Loss-Orders können auch bereits erreichte Gewinne abgesichert werden. Zunächst funktioniert sie wie eine Stopp Loss-Order. Allerdings wird der Stopp-Kurs anschließend automatisch nach oben angepasst, wenn die Kurse steigen. Einmal erzielte deutliche Gewinne sind damit weitgehend abgesichert.

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