Hebelzertifikate: Spekulieren ohne Sicherheitsnetz

Hebelzertifikate
18. Juli 2018

Hebelzertifikate eignen sich nur für erfahrene und sehr risikobereite Anleger. Mit diesen Derivaten werden Kursbewegungen des Basiswertes „gehebelt“ – Investoren können also überproportional hohe Gewinne erzielen. Im Gegenzug aber besteht das Risiko eines Totalverlustes.

Zertifikate sind Alleskönner: Mit betont sicherheitsorientierten Garantiezertifikaten oder Discountzertifikaten gehen Anleger geringere Risiken ein als bei der direkten Investition in Aktien oder Indizes. Mit Indexzertifikaten übernehmen sie die Chancen und  Risiken des betreffenden Index. Wer dagegen  mit hohem Risiko spekulieren und seine Gewinnchancen multiplizieren will, greift zu Hebelzertifikaten.

Spekulation auf steigende und fallende Kurse

Hebelzertifikate sind  hoch spekulative Finanzprodukte. Sie sind zum Beispiel unter Namen wie „Turbos“, „Knock-out-Zertifikate“ oder „Mini Futures“ bekannt. Im Gegensatz zu Anlagezertifikaten eignen sie sich nur für erfahrene Investoren. Denn im Gegenzug für die Chance auf sehr hohe Gewinne müssen Anleger das Risiko eines Totalverlustes in Kauf nehmen. Und ein solcher Totalverlust kommt bei Hebelzertifikaten durchaus häufig vor.

Wie alle Zertifikate sind auch Hebelzertifikate an einen Basiswert gebunden. Das ist oft eine Aktie oder ein bekannter Aktienindex. Es kann aber auch ein Rentenindex oder ein Rohstoffpreis sein. Wie bei klassischen Optionsscheinen können Anleger mit den Hebelzertifikaten auf steigende Kurse setzen, im Börsenjargon gehen sie damit „long“. Es sind aber auch Wetten auf fallende Kurse möglich, im Fachterminus „short“.

Die Kurse folgen bei Hebelzertifikaten während der Laufzeit  der Tendenz des Basiswertes. Steigende Kurse beim Basiswert bedeuten dann auch steigende Kurse bei einem „Long-Zertifikat“. Wenn die Kurse fallen, verliert auch das „Long-Zertifikat“.  Der entscheidende Unterschied: Hebelzertifikate kosten nur einen Bruchteil des Basiswertes. Deshalb wirken sich die Schwankungen des Basiswertes bei ihnen um ein Mehrfaches aus. Wie stark dieser sogenannte Hebel ist, hängt vom Abstand zwischen Basispreis und dem aktuellen Preis des Basiswertes ab.

Der Hebel wirkt in beide Richtungen

Die Höhe der Hebelwirkung zeigt ein Beispiel: Eine Aktie kostet 20 Euro. Das Hebelzertifikat auf diese Aktie mit einer Basis bei 18 Euro kostet rund zwei Euro. Jetzt steigt die Aktie von 20 auf 21 Euro, das Plus liegt bei 5 Prozent; der Kurs des Hebelzertifikats aber steigt von 2 auf 3 Euro, das Plus liegt bei satten 50 Prozent – und damit zehnmal so hoch wie bei der Investition in die Aktie.

Selbstverständlich wirkt der Hebel aber auch in die entgegengesetzte Richtung. Sinkt der Kurs im Beispiel oben um einen Euro auf 19 Euro, verlieren Aktionäre erträgliche fünf Prozent. Für den Inhaber eines Turbos dagegen geht es gleich um 50 Prozent von zwei Euro auf einen Euro hinab. Und nicht nur das: Gleichzeitig nähert sich das Papier gefährlich der sogenannten „Knock-Out-Schwelle“. Wenn der Basiswert der Basiswert nämlich auch nur ein einziges Mal die vorher festgelegte Knock-out-Grenze berührt oder unterschreitet, verfällt das Zertifikat wertlos und der Besitzer geht klassisch K.O. Das ist im Beispiel bereits bei 18 Euro der Fall.

Fazit: Je näher der Basiswert an der K.O.-Grenze liegt, umso spekulativer sind Hebelzertifikate. Wer in solche Papiere investieren möchte, muss die Märkte intensiv beobachten. Außerdem braucht er solide Nerven und ein ausreichend großes Budget, um zwischenzeitliche Verluste tragen zu können.

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