Bausparen gehört zu den traditionellen Vorsorgeinstrumenten in Deutschland. In den aktuellen Niedrigzinszeiten bringen sie jedoch in der Ansparphase allenfalls minimale Renditen und konventionelle Immobilienkredite sind meist zinsgünstiger. Dennoch können sich Bausparverträge aufgrund verschiedener Förderungsmöglichkeiten weiterhin lohnen. Auch bei Renovierungen oder bei knappen Finanzierungen sind sie gut geeignet.
Bausparen gibt es in Deutschland schon seit dem 19. Jahrhundert. Am Prinzip hat sich wenig verändert: Viele Bausparer sparen in einer Gruppe an, jeder aber auf dem eigenen Konto. Wer als erster einen definierten Mindestbetrag angespart hat, bekommt einen Kredit und beginnt zu bauen. Den Kredit zahlt er schnell zurück, damit auch die Andern schnell zum Zuge kommen.
Wie funktioniert Bausparen
Bausparverträge sind eine Kombination aus Sparplan und Baudarlehen. Beim Abschluss des Vertrages werden die Zinskonditionen für die Ansparphase und die spätere Kreditphase festgelegt. Diese festgelegten Zinssätze werden auch bei starken Schwankungen an den Kapitalmärkten nicht mehr verändert. Bausparverträge bieten damit eine große Planungssicherheit – auch wenn man erst in fernerer Zukunft bauen, kaufen oder renovieren will.
Bausparkassen bieten unterschiedliche Tarife an – von Schnellspar- über Standard- bis zu Langzeittarifen. Meist müssen 40 bis 50 Prozent der Bausparsumme angespart werden. Die Zuteilung der übrigen 50-60 Prozent der Bausparsumme als Kredit erfolgt, wenn die anderen Bausparer ausreichend eingezahlt haben. Bausparkredite sind im Vergleich zu anderen Immobilienkrediten deutlich schneller getilgt, meistens sogar innerhalb von 10 Jahren.
Bausparer können einen Kredit in Anspruch nehmen. Sie sind jedoch nicht dazu verpflichtet. Alte Bausparverträge mit zwei oder drei Prozent Guthabenverzinsung sind in den aktuellen Niedrigzinszeiten als Alternative zum Festgeld durchaus attraktiv. Einige Bausparer lassen daher sogar Verträge weiterlaufen, die bereits seit über zehn Jahren zuteilungsreif sind oder zu 100 Prozent bespart sind. Die Bausparkassen haben jüngst vor Gericht erreicht, das sie diese Langzeitverträge kündigen dürfen.
Vorteile des Bausparens
Ein zentraler Vorteil des Bausparens war früher die eher niedrige Zinsbelastung in der Auszahlungsphase. In den aktuellen Niedrigzinszeiten gilt dies nicht mehr, weil auch normale Immobilienkredite mit zehnjähriger Zinsbindung deutlich unter zwei Prozent p.a. zu haben sind. Wie lange diese Niedrigzinsen anhalten, ist jedoch ungewiss. Wer plant, zu einem späteren Zeitpunkt eine Immobilie zu kaufen oder zu bauen, kann sich per Bausparvertrag die aktuell günstigen Zinsen sichern. Ein Bausparvertrag kann auch deshalb ein wichtiger Bestandteil der Gesamtfinanzierung werden, weil sich die Bausparkassen ohne Zinsaufschlag im Grundbuch hinter den Banken einreihen. Das wiederum erleichtert den Banken die Zustimmung zu einer Finanzierung, wenn die Bauherren oder Käufer finanziell etwas knapp aufgestellt sind.
Bausparen kann sich auch für Immobilienbesitzer lohnen, die auf längere Sicht eine Renovierung planen. Denn bei Immobilienkrediten von nur 30.000 oder 50.000 Euro werden oft Zinsaufschläge fällig, konventionelle Ratenkredite sind noch teurer. Schließlich gibt es für Bausparverträge auch staatliche Unterstützung. Geringverdiener können Wohnungsbauprämie und Arbeitnehmersparzulage beantragen. Die maximale Förderung liegt allerdings bei jeweils knapp unter 100 Euro. Deutlich mehr Zuschüsse können Riester-Sparer bekommen. Im Rahmen des „Wohn-Riesters“ ist der Bausparvertrag ein beliebtes Produkt. Der Wohnriester ist das einzige Riester-Produkt, bei denen Anleger die staatlichen Hilfen schon in der Ansparphase nutzen können.
Nachteile des Bausparens
Neue Bausparkredite werfen in der Ansparphase allenfalls Minizinsen ab. Im Vergleich zu konventionellen Sparverträgen macht das wenig Unterschied, Fonds- oder ETF-Sparpläne sind jedoch aussichtsreicher. Zusätzlich schmälert die Vertragsabschlussgebühr von meist einem Prozent der Vertragssumme die Rendite der Bausparer. Außerdem sind Bausparer wenig flexibel. Sie binden sich für einen langen Zeitraum und der Zeitpunkt der Zuteilung kann bei Abschluss des Vertrages nicht eindeutig festgelegt werden, weil er nicht nur vom eigenen Sparverhalten, sondern auch von dem der Mitsparer abhängt. Wenn der Vertrag deshalb beim Immobilienkauf noch nicht zuteilungsreif ist, muss zwischenfinanziert werden – und das ist in der Regel relativ teuer.