FOCUS MONEY: Altersvorsorge – Förderung mitnehmen

27. Dezember 2014

 

Vom Staat geförderte Vorsorgeprodukte sind allesamt besser als ihr Ruf. Wie sich Riester-, Rürup- und Betriebsrente vor allem für den Sparer rechnen.

Das Signal ist alarmierend: Wer heutzutage die Schlagzeilen liest, muss angesichts des medialen Dauerbeschusses zu dem Ergebnis kommen, die private Altersvorsorge sei zu schlecht, zu teuer, zu unsicher und insgesamt nicht empfehlenswert. So ist die finanzielle Absicherung des Ruhestands kurz davor, endgültig jeglichen Kredit bei den Bundes-bürgern zu verlieren.

 

Frei nach dem Vogel- Strauß-Motto: Kopf in den Sand stecken, dann bekommt man nichts mit, und es wird schon alles gutgehen.
Dass dies gesellschaftspolitisch und auch für jeden Einzelnen fatal wäre, dämmert mittlerweile auch der Regierung.

So fühlt sich selbst die neue Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles inzwischen bemüßigt, verbal gegenzusteuern:
„Wir dürfen die Alterssicherung nicht krankreden“, warnte die Ministerin kürzlich auf einem Vorsorgekongress. Denn eines ist klar: Nicht jede Kritik ist berechtigt, nur weil sie wiederholt und lautstark proklamiert wird. Oft stecken handfeste Eigeninteressen hinter den Vorwürfen, manchmal basieren sie auf handwerklichen Fehlern – und leider mangelt es häufig auch schlicht an Fachwissen. Da werden dann einfach mal schockierende Zahlen oder Behauptungen mit Aufregungspotenzial in die Welt gesetzt, die gerade in der heutigen Kommunikationslandschaft rasend schnell Verbreitung finden, da sie ungeprüft nachgeplappert oder abgeschrieben werden.

Es geht besser. Sicher, zum Teil ist die Kritik durchaus berechtigt, bei so einigen Vorsorgeprodukten hakt es an zahlreichen Ecken. So sind etwa manche Angebote wirklich zu teuer und oft intransparent, der Staat zahlt bei den geförderten Varianten massiv drauf, und die ein oder andere Versicherung kassiert wohl auch ordentlich ab.
Insbesondere die staatlich bezuschussten Vorsorgevarianten wurden daher bereits mehrfach nachgebessert. Und auch jetzt sind schon wieder einige Vorschläge für die Stärkung
der privaten Altersvorsorge auf dem Tisch. Arbeitsministerin Nahles will etwa konkret die Riester- und die Betriebsrente attraktiver gestalten. Bei der Riester-Rente soll ein neues Produktinformationsblatt die Angebote vergleichbarer und damit „verbraucherfreundlicher machen“.

Und für die betriebliche Altersversorgung (bAV) hat sie eine Studie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse zum Jahresende vorliegen sollen. Um die Betriebsrente insbesondere bei kleineren und mittleren Betrieben auszubauen, sind neue Anreizmodelle im Gespräch, etwa eine Verpflichtung zur bAV, die jedoch optional auch abgewählt werden kann.

 

Aber es ist bereits gut. Doch wie sieht’s denn aktuell aus?
Die Förderrenten mögen für den Staat teuer und für die Assekuranz einträglich sein, aber was bringen sie den Kunden? Für die ist letztlich nämlich entscheidend, wie viel sie selbst aus eigener Tasche einzahlen müssen – und was sie später dafür wirklich herausbekommen. FOCUSMONEY hat daher vom Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) zahlreiche Beispielfälle durchrechnen lassen.

Staat zahlt

 

Ergebnis: Für den Kunden sind die Förderrenten in aller Regel ein tolles Geschäft. So sind bei Riester-Policen regelmäßig Förderquoten zwischen 30 und 40 Prozent drin, in der Spitze übernimmt der Staat sogar 85 Prozent der Beiträge. Und auch bei Rürup- und Betriebsrenten beträgt die Förderung meist zwischen 25 bis 50 Prozent.
Das klingt schon mal gut. Nun sind Förderquoten aber nur Kenngrößen für die Ansparphase der Police. Im Ruhestand müssen die Renten dann ja meist in voller Höhe versteuert werden.

Deutlich aussagekräftiger sind insofern die Nachsteuerrenditen der Policen – also das, was sie insgesamt nach Kosten, Steuern, Sozialabgaben und Auszahlungen den Kunden bringen. Gerechnet mit den Sterbetafeln der Versicherer.

Eindeutiges Ergebnis auch hier: „Die staatliche Förderung der Altersvorsorge ist so gut, dass selbst im schlechtesten Fall – bei Annahme des niedrigsten Zinses und bei Abzug aller Kosten – jährliche Renditen von zwei Prozent oder in manchen Fällen weit mehr beim Verbraucher ankommen“, sagt Michael Hauer, Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer des IVFP. „Darüber hinaus sichert man damit das fi nanzielle Langlebigkeitsrisiko ab, das heißt, man erhält die Rente lebenslänglich, egal, wie alt man wird.“ Ein weiterer echter Pluspunkt für die geförderten Vorsorgepolicen.

Dabei ist das Szenario nur mit der Garantieverzinsung von 1,75 Prozent sehr unwahrscheinlich. Es wird mehr geben. Wie viel mehr, das lässt sich natürlich nicht konkret sagen und hängt maßgeblich auch von der künftigen Zinsentwicklung ab. Aber nimmt man beispielsweise den langjährigen Durchschnittszins von 3,64 Prozent, liegen die jährlichen Renditen meist schon um die vier Prozent. Werden Zinsen von 4,5 Prozent erwirtschaftet, steigen die Renditen im Schnitt sogar auf rund fünf Prozent pro Jahr. So oder so, die Berechnungen zeigen, dass Sparer vielfach gut beraten sind, bei den Förderrenten zuzugreifen – ganz unabhängig vom medialen Begleitgetöse.

Werner Müller

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