2017 war das Jahr des Durchbruchs für Kryptowährungen. Die Preise für Bitcoin & Co stiegen rasant. Doch was steckt hinter den neuen digitalen Währungen? Die Blockchain-Technologie und ihre Anwendungsmöglichkeiten erscheinen vielen Experten interessant. Geldanlagen in Coins dagegen sind hochriskant.
Anfang 2017 war der Begriff „Kryptowährungen“ nur Eingeweihten bekannt. Aber nach den rasanten Kursbewegungen im vergangenen Jahr schafften der Bitcoin und seine Verwandten den Sprung auf die Titelseiten der Boulevardzeitungen. Überzeugte Anhänger der digitalen Währungen sehen in Bitcoin und Co. eine Alternative zum aktuellen Geldsystem und setzen auf schnellere Zahlungsmodalität im Internet. Gegner wie der amerikanische Nobelpreisträger Robert J. Shiller und andere renommierte Ökonomen warnen dagegen vor Kryptowährungen als „moderne Tulpenblase“. Damals vor rund 400 Jahren wurden in Amsterdam Zwiebeln der neu entdeckten Tulpe zum Preis eines Bootes oder Hauses gehandelt. Ähnlich wie die Preise für Tulpenzwiebeln könnten die Preise für Bitcoins purzeln. Zuletzt brach der Bitcoin-Kurs auch bereits dramatisch ein und hat sich seit dem Allzeithoch nahezu gedrittelt.
Blockchain-Technologie kann vielfältig eingesetzt werden
Erfunden wurde der Bitcoin von einem gewissen Satoshi Nakamoto, vermutlich ein Pseudonym. Die ersten Bitcoins kamen im Jahr 2009 auf den Markt. Nicht einmal 10 Jahre später gibt es weit über 1.000 Kryptowährungen. Zu den bekanntesten gehören der Bitcoin selbst, seine Abspaltung Bitcoin Cash, Ethereum, Ripple und Litecoin. Neue Unternehmen kommen zuweilen nicht mehr als klassische Neuemissionen an den Markt. Statt des „Initial Public Offering“ (IPO) zahlen die neuen Teilhaber in einem sogenannten Initial Coin Offering (ICO) Geld für Coins. Der Coin erfüllt also hier die Funktion einer Aktie.
Digitale Währungen werden nicht von Zentralbanken ausgegeben. Sie basieren auf Datenblöcken in der sogenannten Blockchain – einer weltweiten dezentralen Datenbank. Anfangs konnten die Datenblöcke noch von haushaltsüblichen Computern errechnet werden. Die Anteile kosteten nur wenige Cent. Inzwischen wird dieser Rechenvorgang, das sogenannte Mining, in riesigen Rechenzentren erledigt. Der gestiegene Wert des Bitcoins rechtfertigt einen großen Kapital- und Stromaufwand. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, einen neuen Bitcoin zu errechnen. Denn mathematisch ist die Gesamtzahl der Coins auf 21 Millionen begrenzt.
Blockchain-Anwendungen kann man für digitale Transaktionen nutzen. Einmal durchgeführte Transaktionen in der Chain sind im Nachhinein nicht mehr veränderbar oder manipulierbar. Wie in einem Grundbuch kann genau nachvollzogen werden, welchen Weg ein Bitcoin genommen hat und welcher Teilnehmer der Blockchain aktuell in seinem Besitz ist. Die Blockchain-Technologie kann man auf den verschiedensten Wegen nutzen. So können Zahlungen ohne Zwischenschaltung von Banken abgewickelt werden, für Grundstücksübertragungen oder komplizierte Verträge braucht es theoretisch keinen Notar mehr und auch den Kaffee bei Starbucks kann man mit Bruchteilen eines Bitcoins bezahlen, die nach ihrem Erfinder „Satoshi“ genannt werden.
Zukunft der Kryptowährungen ist fraglich
Ob sich Krypowährungen langfristig durchsetzen werden, hängt von zahlreichen Faktoren ab: Der Gedanke eines weltweit akzeptierten digitalen Zahlungsmittels ist faszinierend – zumal Vermittler oder Banken bei der Übertragung von Nutzer zu Nutzer nicht mehr gebraucht werden. Aber gleichzeitig steckt das System noch in den Kinderschuhen. Zahlungen sind aktuell meist noch langsamer und teurer als bei Bank- oder Kreditkarten. Außerdem akzeptieren bisher nur wenige Unternehmen weltweit Bitcoins.
Zudem sind die Widerstände aus Politik und Bankwirtschaft groß: So ist fraglich, ob Staaten und Zentralbanken ein starkes alternatives Zahlungsmittel akzeptieren, das Euro, Dollar und Yen Konkurrenz machen könnte. In Südkorea und China, den Hochburgen für Digitalwährungen, sind Handelsplattformen für digitale Währungen bereits eingeschränkt worden. Auch die Europäische Zentralbank steht Kryptowährungen sehr kritisch gegenüber und Bundesbank-Präsident Jens Weidmann setzt sich für eine globale Regulierung der neuen digitalen Währungen ein.
Schließlich gilt das System zwar grundsätzlich als sehr fälschungssicher. Aber private Rechner und auch Handelsplattformen sind sehr anfällig für Hackerangriffe. Einige Plattformen haben in der Vergangenheit ihre eigenen und auch die Bitcoins ihrer Kunden verloren und mussten deshalb in die Insolvenz gehen. Wer als Anleger mit Bitcoin handeln will, muss für die Kurschancen das Risiko von großen Verlusten in Kauf nehmen – entweder weil die Preise für die Bitcoins sinken oder aber weil das digitale Portemonnaie mit den Bitcoins abhandengekommen ist.
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