Aktien aus dem Bereich Technologie waren lange Zeit die Lieblinge der Investoren. Doch die Bewertungen erreichten astronomische Höhen. Die aktuelle Korrektur könnte noch eine Weile anhalten.
Investoren sind derzeit nervös, für Scherze haben sie keinen Sinn. Elon Musk, Chef des Elektroautoherstellers beziehungsweise Technologie-Unternehmens Tesla, hatte am 1. April via Twitter Anleger wissen lassen, er sei „komplett und total pleite“. Die Aktie des Unternehmens, das bislang noch kein Geld verdient hat, verlor am nächsten Handelstag acht Prozent. Zuvor schon hatte der tödliche Unfall eines Tesla-Models in Kalifornien für kräftige Verluste gesorgt.
Tesla ist nicht das einzige Tech-Unternehmen, von dem sich Anleger in den vergangenen Tagen getrennt haben. Die Aktie des Halbleiterkonzerns Nvidia etwa litt unter der nachlassende Bitcoin-Euphorie. Das Unternehmen produziert die dazu notwendigen Grafikkarten.
Facebook muss in Sicherheit investieren
Vor allem aber ging die Aktie von Facebook in die Knie. Das Unternehmen verlor in den vergangenen Tagen rund 75 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung. Rund 87 Millionen Nutzer, so die Schätzungen, wurden ausspioniert und ihre Daten von der Firma Cambridge Analytica für den Präsidentschaftswahlkampf in den USA genutzt. Facebook-Chef Mark Zuckerberg hat zwar inzwischen versprochen, die Daten der weltweit rund zwei Milliarden User künftig besser zu schützen. Doch dies erfordert hohe Investitionen. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass das Unternehmen verklagt und zu hohen Zahlungen verdonnert wird. Das trübt die Gewinnaussichten. Investoren fürchten zudem, dass der Ruf nach Regulierung lauter wird. Davon könnten dann aber auch andere Unternehmen, die ebenfalls Daten sammeln und auswerten, betroffen sein, wie etwa Google.
Um nicht in Verdacht zu geraten, ähnlich fahrlässig zu handeln wie Facebook –wohl aber auch um den Aktienkurs zu stützen – wandte sich Apple-Chef Tim Cook vor kurzem direkt an die Kunden und versicherte, sie seien das „Juwel des Unternehmens“. Apple werde sich nie in ihr Leben einmischen. Der Vorgang zeigt, wie sehr die Manager im Silicon Valley inzwischen nervös sind.
Nicht zuletzt wurden auch Anteile an Amazon abgestoßen. US-Präsident Donald Trump hatte dem Online-Händler vorgeworfen, Jobs zu vernichten und zu wenig Steuern zu bezahlen. Die Angriffe auf Amazon zielen jedoch nicht auf das Unternehmen, sondern in erster Linie auf Jeff Bezos. Der Amazon-Chef ist auch Besitzer der Trump-kritischen Zeitung Washington Post.
Die Korrektur des Tech-Sektors kommt jedoch nicht allzu überraschend. Insbesondere die sogenannten Faang-Aktien, also Facebook, Apple, Amazon, Netflix und die Google-Tochter Alphabet wiesen zuletzt extrem hohe Kurs-Gewinn-Verhältnisse auf. Die Titel sind auch in US-Indizes hoch gewichtet. Ihr Anteil an der gesamten Marktkapitalisierung des S&P 500 liegt bei über 14 Prozent. Noch prominenter ist die Branche im Nasdaq 100 vertreten. Das heißt: Kommen Tech-Werte unter Druck, dann belastet dies auch die entsprechenden Börsenbarometer.
Cyber-Security und Roboter
Sollen Anleger sich nun aus dem Sektor vollkommen zurückziehen? Weitere Korrekturen sind nicht unwahrscheinlich. Allerdings gibt es innerhalb der Branche langfristig interessante Trends. Unter anderem fürchten viele Firmen, Opfer einer Cyber-Attacke zu werden. Unternehmen, die die entsprechende Sicherheitstechnik anbieten wie etwa Fortinet, sind für Investoren sicherlich interessant. Vielversprechend erscheint auch das Thema Robotik. In den Industrieländern steigt der Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung. Künftig stehen weniger Arbeitskräfte zur Verfügung. Roboter können die Lücke schließen. Zu den größten Roboter-Herstellern der Welt zählt Fanuc. In den Firmenhallen des japanischen Unternehmens bauen Roboter mittlerweile Roboter.