Vorsorge und Absicherung: Besser trennen

Vorsorge und Absicherung
23. August 2017

Risikoschutz und Kapitalaufbau mit einem Produkt? Das klingt verlockend. In der Regel jedoch bieten getrennte Verträge mehr Flexibilität, bessere Konditionen und Leistungen.

Der Mensch neigt zu einfachen Lösungen. Das gilt vor allem bei Dingen, mit denen er sich nicht besonders gern beschäftigt. Versicherungen und Geldanlagen gehören für die meisten Bundesbürger zu diesen unangenehmen Themen. Deshalb stehen traditionell „all in one“-Policen hoch im Kurs – wie zum Beispiel Kapitallebensversicherungen. Solch einfache Lösungen sind jedoch selten die beste Lösung.

Absicherung ist existenziell wichtig

Die Absicherung gegen existenzielle finanzielle Risiken ist die Pflicht, sie hat Vorrang vor dem Vermögensaufbau. Dazu gehören zum Beispiel vergleichsweise einfache und preiswerte Versicherungen wie die Haftpflicht-, die Risikolebens- und die Gebäudepolice. Sie decken Vermögensrisiken ab, die unter Umständen so hoch sind, dass sie aus dem normalen Einkommen und selbst aus einem mittelgroßen Sparvermögen nicht abzudecken wären. Auch die Berufsunfähigkeitsversicherung zählt zu den unverzichtbaren Policen. Denn mit dem Verlust der Arbeitskraft ist eine dauerhafte Einkommenseinbuße verbunden, die im Regelfall zur Armut führt.

Weniger wichtig sind dagegen Versicherungen, mit denen kleine und mittlere Vermögensverluste abgedeckt werden. Dazu gehören Brillen- oder Handyversicherungen. Die Zerstörung einer Sehhilfe oder selbst eines sehr teuren Smartphones ist ärgerlich, die finanziellen Folgen aber lassen sich in der Regel verschmerzen. Zudem kosten die Versicherungen oft 10 bis 20 Prozent des Neuwertes. Da lohnt sich eher die Investition in entsprechend stabile Schutzhüllen.

Bessere Ergebnisse bei getrennten Verträgen

Es gibt auch eine Reihe von Angeboten, die Absicherung und Geldanlage miteinander kombinieren.Vorsorge und Absicherung Die bekanntesten Vertreter dieser Gattung sind Ausbildungsversicherungen für Kinder und vor allem  Kapitallebensversicherungen. Diese Policen bieten im Todesfall des Versicherten einen Einmalbetrag für die Erben. Allerdings ist dieser Hinterbliebenenschutz nur selten ausreichend. Denn bei den kombinierten Verträgen fließt nur ein kleiner Teil der Beiträge in den Risikoschutz. Für eine hohe Absicherung wäre eine sehr hohe Versicherungssumme von Nöten – für die entsprechend hohe Beiträge fällig würden. Die Prämie ist dann mitunter so hoch, dass die Policen zwischenzeitlich stillgelegt oder gekündigt werden, weil die Versicherten die monatlichen Beiträge nicht mehr stemmen können.

Dazu kommen weitere Nachteile. Bei der Kombination von Versicherung und Geldanlage sind die Kosten in der Regel relativ hoch. Zudem sind die  Versicherungen angehalten, die Beiträge der Kunden sehr sicher anzulegen. Kurz-, mittel- und langfristige Sicherheit zieht bei der Geldanlage allerdings auch eine geringe Rentabilität nach sich. Dies gilt insbesondere, wenn die Zinsen – wie bereits seit einigen Jahren – sehr gering sind. Bei langfristigem Anlagehorizont aber wäre es ratsam, statt in renditeschwache Zinspapiere stärker in Aktien zu investieren und damit kurzfristige Schwankungen in Kauf zu nehmen, um langfristig bessere Renditen zu erwirtschaften.

Da dies bei kombinierten Verträgen nicht möglich ist, empfiehlt sich die Trennung. Im Falle der Lebensversicherung lohnt sich die deutlich billigere Risikolebensversicherung für den Hinterbliebenenschutz. Das gesparte Geld kann dann in renditeträchtigeren Anlagen wie Fonds- und ETF-Sparplänen angelegt werden. So können sich Kunden einerseits eine deutlich höhere Absicherung leisten und werden andererseits voraussichtlich auch noch mit einer höheren Ablaufsumme bei ihren Sparplänen belohnt. Gleichzeitig bleiben sie flexibel, denn Sparpläne können jederzeit geändert werden.

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