US-Notenbank – Fed scheint zu Zinsanhebung im Dezember bereit

15. März 2015

Die Mehrheit der Mitglieder des Offenmarktausschusses der US-Notenbank Fed (FOMC) hält einen ersten Zinsschritt auf der Sitzung im Dezember für möglich. Das geht aus den gestern veröffentlichten Minutes zur FOMC-Sitzung vom 27./28. Oktober hervor.

Dieser Einschätzung ging eine relativ optimistische Beurteilung der wirtschaftlichen Entwicklung voran, obwohl zuvor einige Monatsdaten zur Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung enttäuscht hatten. Die US-Währungshüter betonten besonders die solide Entwicklung der Binnennachfrage, welche die schwächere überkompensieren würde.

Im Vergleich zur vorangegangenen Sitzung bewerteten die meisten FOMC-Mitglieder die Risiken einer schwächeren Nachfrage aus den Schwellenländern oder mögliche Ansteckungseffekte in Form erhöhter Finanzmarktvolatilität auf die US-Konjunktur als geringer. Ein entsprechender Satz hierzu wurde im offiziellen Statement zur Oktober-Sitzung gestrichen.

Kontroverser diskutierte man die Entwicklung des Jobmarkts. So vertraten mehrere Notenbanker die Ansicht, es seien noch weitere Fortschritte notwendig, um das Ziel der Vollbeschäftigung zu erreichen. Andere meinten dagegen, dass nur noch wenig bis gar keine Unterauslastung der Kapazitäten am Arbeitsmarkt vorhanden wären. Insgesamt herrschte zwar Einigkeit, dass sich der Arbeitsmarkt seit Jahresanfang belebt hätte, jedoch waren einige FOMC-Mitglieder unsicher, ob die zweimonatige Schwäche des Stellenaufbaus nur ein temporäres oder ein anhaltendes Phänomen sei.

Ähnliche Unsicherheiten gab es im Oktober wohl auch bezüglich der Einschätzung der Inflationsentwicklung. Man zeigte sich besorgt, dass das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß, der Preisindikator des Privaten Verbrauchs, sich anhaltend deutlich unter dem Zielwert von zwei Prozent bewege. Die marktbasierten Inflationserwartungen seien zuletzt ebenfalls gefallen. Gleichzeitig gaben einige FOMC-Mitglieder zu bedenken, dass sich die Inflationsrate im September weiter erholt hätte. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Komponenten wie Energie und Nahrungsmittel außen vor lässt, lag im September bei 1,9 Prozent. Insgesamt gehen die Zentralbanker davon aus, dass die Inflation mit einer Stabilisierung der Energiepreise und des US-Dollars auf mittlere Sicht wieder anziehen werde.

Trotz der unterschiedlichen Einschätzungen zur wirtschaftlichen Entwicklung stimmten einige Ausschuss-Mitglieder dafür, dass die Kriterien für eine Zinsanhebung erreicht wären. Die meisten Mitglieder waren der Ansicht, dass man diese Kriterien im Dezember erfüllt haben könnte, soweit sich die Wirtschaft wie erwartet entwickeln würde. Eine andere kleine Gruppe schätzte die Wahrscheinlichkeit für eine Zinsanhebung im Dezember als gering ein. Nachdem man die Finanzmärkte schon etwas in die Richtung des Dezember-Termins geführt hatte, diskutierte man das Pro und Contra einer Zinsanhebung zu diesem Termin oder eine Verschiebung. Letzten Endes einigte man sich darauf, noch weitere Daten zur wirtschaftlichen Entwicklung abzuwarten, jedoch, soweit die Daten robust ausfielen, die Dezembersitzung als möglichen Termin für die erste Zinsanhebung anzudeuten.

Die Minutes zeigen, dass schon auf der Oktober-Sitzung im FOMC eine Mehrheit bestand, die eine Zinsanhebung im Dezember in Betracht zog, obwohl vorher einige monatliche Indikatoren zu Konjunkturentwicklung und Arbeitsmarkt enttäuscht hatten. Seit Ende Oktober dürften aber die Sorgen zur Erholung des Arbeitsmarktes kleiner geworden sein. Denn im Oktober wurden 271.000 neue Jobs geschaffen. Zudem weisen die neu veröffentlichten Daten zur Inflation – die Kernrate lag auch im Oktober bei 1,9 Prozent auf einen langsam zunehmenden Preisauftrieb an.

Fazit: Bringen die kommenden Wochen bis zum 15./16. Dezember keine großen, negativen konjunkturellen Überraschungen mit sich, dürfte die Fed, wenn sie ihrer Einschätzung auf der Oktober-Sitzung folgt, ihren Leitzins zum ersten Mal seit sieben Jahren Niedrigzinspolitik wieder anheben.

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