Anlagezertifikate: Risiken gezielt mindern

Zertifikate
13. Juni 2018

Risikojunkies setzen auf Hebel-Zertifikate, konservative Anleger können dagegen mit Anlagezertifikaten die Risiken begrenzen. Die Papiere eignen sich für mittel- bis langfristig orientierte Anleger, können aber auch strategisch für kurzfristige Haltezeiten eingesetzt werden. Ein Überblick.

Rendite mit Verlustpuffer: Anlagezertifikate bieten vielfältige Möglichkeiten der Risikosteuerung. Nur beim einfachsten Vertreter der Gattung ändert sich gar nichts am Aktienmarktrisiko: Die sogenannten Index-Zertifikate sind eine kostengünstige und transparente Investitionsmöglichkeit, wenn sich Anleger nicht intensiver mit den Märkten beschäftigen wollen. Mit einem einzigen Wertpapier können sie in einen gesamten Index wie den DAX investieren. Legt der DAX um ein Prozent zu, steigt auch ein entsprechendes Index-Zertifikat um genau ein Prozent an. Beim Kauf von Index-Zertifikaten sollten Anleger Performanceindizes wählen, weil bei ihnen auch Dividendenausschüttungen berücksichtigt werden. Indexzertifikate haben zuletzt durch die Konkurrenz der ETF-Indexfonds Marktanteile eingebüßt. Diese passiv gemanagten Fonds leisten das gleiche wie Zertifikate, sind aber wie Investmentfonds als Sondervermögen bei einer Insolvenz des Emittenten geschützt.

Reduziertes Risiko: Discount-, Express- und Bonuszertifikate

Discount-Zertifikate zählen zu den beliebtesten Anlagezertifikaten. Mit diesen Papieren können Anleger mit Rabatt in eine Aktie oder einen Index investieren. Der Rabatt dient als Verlustpuffer – selbst wenn der Kurs des Basiswertes seitwärts läuft oder sogar leicht korrigiert, sind Anleger mit Discount-Zertifikaten noch im Plus. Im Gegenzug ist die Rendite per Cap begrenzt – von Kurssteigerungen oberhalb des Caps können Anleger nicht profitieren. Wie hoch der Discount gegenüber dem Direktinvestment ausfällt, hängt von der Volatilität des Basiswertes ab. Die Faustformel: Je höher die Volatilität, desto höher der Rabatt, den der Emittent gewähren kann.

Discount-Zertifikate auf Indizes sind defensiver als auf Einzelwerte, da sie die Risiken stärker diversifizieren. Das Risiko justieren Anleger über die Wahl des Caps: Je höher der Cap, desto höher sind die maximale Rendite und auch der Puffer, der vor Verlusten schützt. Anleger, die auf Wachstum setzen, wählen also Scheine mit einem Cap (weit) oberhalb des aktuellen Kurses des Basiswertes. Für eine defensive Strategie mit großem Verlustpuffer dagegen eignen sich Scheine mit einem Cap unterhalb des aktuellen Kurses. Bei stark fallenden Kursen machen Anleger unter Umständen zwar auch mit diesen Papieren Verluste. Aber sie fallen deutlich geringer als bei einem Direktinvestment aus.

Bonus-Zertifikate bieten gleich drei Vorteile. Sie vollziehen steigende Preise des Basiswertes eins zu eins nach, sie bieten Schutz gegen moderate Kursrückgänge und sie versprechen dem Anleger eine attraktive Mindestverzinsung. Dies gilt allerdings nur, wenn der Basiswert während der gesamten Laufzeit eine zu Beginn festgelegte Wertuntergrenze (Protect-Niveau oder Barriere) nicht berührt oder unterschreitet. Geschieht dies dennoch, sind der Schutz und die Bonusverzinsung weg – das Bonuspapier verwandelt sich in ein normales Index- oder Aktien-Zertifikat. Bei steigenden Kursen  oberhalb des zugesagten Auszahlungsbetrags, bekommen Anleger am Zahltag das Wertpapier oder  einen entsprechenden Barausgleich. Nach oben ist der Investor somit unbegrenzt dabei. Nur die Dividenden kassiert in jedem Fall der Emittent.

Express-Zertifikate kombinieren hohe Renditechancen mit einem Sicherheitspolster. Läuft alles nach Plan, erhalten Käufer ihr eingesetztes Kapital plus einer festgelegten Prämie bereits nach einer Anlageperiode (meist ein Jahr) zurück. Dafür muss der Basiswert sein Niveau zwischen der Ausgabe des Zertifikats und dem ersten Überprüfungstermin per Saldo zumindest gehalten haben. Wenn der  Basiswert am Vergleichstag unter dem Startkurs liegt, verlängert sich die Laufzeit automatisch um eine weitere Periode. Dann werden beide Werte erneut verglichen. Fällt der Vergleich positiv aus, bekommen Anleger ihren Einsatz und die doppelte Prämie. Falls nicht, läuft das Zertifikat weiter. Am letzten Stichtag erhält der Anleger zumindest den Emissionspreis zurück, wenn der Kurs nicht unter eine Sicherheitsbarriere gerutscht ist. Erst wenn auch diese gefallen ist, müssen sie den vollen Verlust tragen. Manche Emittenten bieten auch Produktvarianten, bei denen die Barriere von Jahr zu Jahr abgeschmolzen wird, was die Anlagerisiken weiter senkt.

Safety first – Garantiezertifikate

Garantiezertifikate eignen sich besonders für Anleger, die in jedem Fall Verluste vermeiden wollen. Denn sie erhalten am Ende der Laufzeit unabhängig von der Entwicklung des Basiswertes mindestens einen fix definierten Betrag. Dieser Betrag liegt manchmal bei 90 oder 95 Prozent, meist aber bei 100 Prozent des Kaufpreises. Zudem partizipieren die Besitzer der Papiere teilweise an steigenden Kursen des Basiswertes. Die Emittenten investieren den Großteil der Anlagesumme in einen Zerobond, der zum Ende der Laufzeit die versprochene Garantiesumme erbringt. Der Rest fließt in Kaufoptionen auf den jeweiligen Basiswert. Wie stark Anleger von Gewinnen beim Basiswert partizipieren, hängt von der Volatilität des Basiswertes und dem Zinsniveau ab. Genau dieses Zinsniveau ist aktuell das Problem. Weil die Zerobonds wie alle anderen Anleihen kaum Rendite erwirtschaften, stehen nur minimale Summen für die Kaufoptionen. Deshalb werden die einst beliebtesten aller Anlagezertifikate zurzeit kaum angeboten.

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