Der deutsche Immobilienmarkt ist heiß gelaufen. Dennoch sollten potenzielle Käufer nicht übereilt handeln und jeden Preis akzeptieren. Entscheidend für den langfristigen Werterhalt einer Wohnung oder eines Hauses ist vor allem die Lage. Aber auch der Zustand des Objektes sollte intensiv geprüft werden, damit beim Kauf nicht zu viel gezahlt wird.
Im Einkauf liegt der Gewinn: Die Weisheit des klugen Kaufmanns gilt auch beim Immobilienkauf. Denn der Erwerb ist in der Regel die wichtigste Finanzentscheidung im Leben. Und mit den zuletzt rasant gestiegenen Preisen ist diese Entscheidung noch kostspieliger geworden. Aber gerade im aktuellen Hype sollte man nicht auf Gedeih oder Verderb zuschlagen: Durch einen kritischen Blick auf Lage und Zustand der Immobilie können Käufer bei den Verhandlungen den Preis optimieren.
Makrolage ist Trumpf
Lage, Lage, Lage: So lautete das Credo von Immobilienexperten. Denn mit Geld und gutem Willen kann man aus fast jedem Haus ein kleines Schmuckstück machen. Nur der Standort ist unveränderbar. Und diese Lage ist dafür verantwortlich, dass ein und dasselbe Häuschen nahe der Münchner Innenstadt eine Million Euro kosten kann – und 150 Kilometer weiter im Bayerischen Wald vielleicht nur 100.000 Euro. Zuletzt stiegen die Immobilienpreise in fast allen Regionen Deutschlands. Aber dahinter verbirgt sich weiterhin ein sehr gemischter Markt. Auf die Makrolage kommt es besonders an: Von Bundesland zu Bundesland, von Stadt zu Stadt unterscheiden sich die Preise für Objekte in einem ähnlichen Erhaltungszustand eklatant. Der Trend zur Innenstadt und zu Monopolregionen dürfte auch weiterhin anhalten. In Städten mit großem Arbeitsplatzangebot mit modernen Industrien und Dienstleistungen und aussichtsreicher wirtschaftlicher Entwicklung sind die Chancen auf weiter steigende Preise am höchsten.
Mikrolage sorgt für hohe Preisdifferenzen
Aber nicht nur im Großen, auch im Kleinen kommt es auf die Lage an: Schon wenige hundert Meter Luftlinie Entfernung können für völlig unterschiedliche Lebensgefühle und Preisniveaus sorgen. Das soziokulturelle Umfeld bestimmt den Preis entscheidend mit. Künftige Eigentümer müssen entscheiden, welchen Wert sie einer Eins-A-Mikrolage beimessen und bereit sind zu bezahlen. Dabei spielen individuelle Bedürfnisse eine große Rolle.
Eine gute Nachbarschaft, ausgewogene Sozialstruktur und Top-Verkehrsanbindung sind für jedermann ähnlich wichtig. Dann aber teilen sich die Vorlieben. Junge Eltern suchen eher eine familienfreundliche Infrastruktur mit Spielplätzen, Kindergärten und Schulen. Zwischen 45 und 65 ist oft eher eine zentrale Lage mit Kunst und Kultur, Kino und Kneipe wichtig. Ältere Menschen bevorzugen Gegenden mit guter medizinische Versorgung mit Ärzten, Apotheken und Therapeuten gesorgt ist. Der konkrete Standort der Immobilie bestimmt in hohem Maße ihren Wert. Insbesondere wenn in einer späteren Lebensphase ein Umzug geplant ist, sollte möglichst genau abgeschätzt werden, ob sich die Immobilie voraussichtlich gut verkaufen lässt.
Zustand der Immobilie gründlich prüfen
Abgesehen von der Lage sollte intensiv geprüft werden, ob eine angebotene Immobilie wirklich den aufgerufenen Preis wert ist. Dafür stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Verfügung. Ein Vergleich mit ähnlichen Immobilien über Portale ermöglicht eine erste Einschätzung, ob der geforderte Kaufpreis im Rahmen des Marktes liegt. Bei Eigentumswohnungen geben die Protokolle der Eigentümerversammlung Hinweise auf den Zustand der Immobilie. Insbesondere bei älteren Immobilien ist aber auch eine gründliche Begutachtung der Bausubstanz notwendig. Denn Reparaturen an Dach, Wänden und Keller sind in der Regel teuer. Der Grundriss der Immobilie, Zahl und Größe der Räume sollte mit den eigenen Wünschen weitgehend übereinstimmen, weil spätere Änderungen kostspielig werden. Hohe Energieverluste sind aus dem gesetzlich vorgeschriebenen Energieausweis ersichtlich. Bei hohen Heizkosten müssen Käufer mit einer kostenintensiven energetischen Sanierung rechnen. Das sollte sich in einer Minderung des Kaufpreises niederschlagen.
Versierte Handwerker finden die größten Fehlerquellen meist selbst. Andere können vielleicht auf Freunde mit Sachkenntnissen zurückgreifen. Der subjektive Eindruck kann durch Gutachten mit zahlreichen objektiven Bewertungskriterien untermauert werden, die von vielen Spezialisten oder Sachverständigen angeboten werden. Selbst Bedenken von Sachverständigen müssen aber nicht unbedingt gegen einen Kauf sprechen. Wenn Lage und Zuschnitt stimmen, kann die Immobilie trotzdem interessant sein – erst recht wenn die objektiv festgestellten Mängel zu einem Preisabschlag führen.